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Austausch  

Warburg 2010/2011


Unsere Schule ruft sofort Assoziationen mit Deutsch hervor. Das ist ja nichts Überraschendes: wir bieten Zweisprachigkeit, legen erfolgreich Sprachprüfungen ab, erhalten Zertifikate und ernten Lorbeeren bei den Sprachwettbewerben.
Da jede Sprache vor allem ein Instrument für die Menschen ist, das ihnen die Kommunikation miteinander ermöglicht, bekommen die Schüler des Karl-Dedecius-Gymnasiums die Chance, ihre Sprachkenntnisse praktisch anzuwenden.

2008 wurde eine Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Marianum im malerischen Städtchen Warburg in Westfalen begonnen.
In diesem Jahr hatten wir schon die Ehre, am dritten Austausch mit unserer Partnerschule teilzunehmen. Es war uns eine große Freude, unsere deutschen Altersgenossen und ihre Lebensweise und Bräuche kennen zu lernen und Zeit miteinander zu verbringen.

Der folgende Textteil stellt unser Reisetagebuch dar:

Man kann auch in der Schulgalerie Fotos anschauen und HIER gibt es auch weitere Artikel über den Austausch. :-)

1. Tag (der 2. Oktober)
15 Uhr. Wir treffen uns alle am Busbahnhof £ód¼ Fabryczna. Endlich ist der Tag unserer Abreise gekommen. Wir sind alle sehr aufgeregt. In ein paar Stunden treffen wir unsere deutschen Kameraden. Wir haben schon Anfang Juni Kontakt mit ihnen geknüpft, jetzt werden wir uns endlich persönlich treffen. Manche fürchten sich davor, dass ihre Deutschkenntnisse zu schwach seien und sie sich nicht verständigen könnten. Das ist aber eigentlich unmöglich - wir sind zweisprachig!

2. Tag (der 3. Oktober)
Uff! Nach 14 Stunden gelangen wir zum Busbahnhof Kassel-Wilhelmshöhe. Wir müssen noch 45 Minuten nach Warburg fahren. Wir werden von Herrn Frederik Czech, Latein- und Geschichtslehrer am Marianum, abgeholt. Manche steigen in Volksmarsen aus. Das ist ein kleiner Ort, ungefähr elf Kilometer von Warburg entfernt. Alle erkennen einander problemlos. Die anderen werden von den Gastfamilien in Warburg abgeholt. Diesen Tag verbringen wir zusammen mit unseren Austauschpartnern. Wir haben ja so viele Themen zum Sprechen! Zuerst müssen wir aber ausruhen. Die Reise war sehr anstrengend.

3. Tag - (der 4. Oktober)
Es ist Schulzeit! Heute nehmen wir zusammen mit unseren deutschen Kameraden am Unterricht teil. Obwohl wir uns fragen, wie ein Tag an einer deutschen Schule aussieht, stellen wir uns ständig eine Frage: "Warum fängt der Unterricht schon um 7.30 Uhr an?!". Kurz nach dem ersten Klingeln werden von Herrn Bernd Huesmann, Schulleiter des Gymnasiums Marianum, in die Aula eingeladen. Nach einer kurzen, aber sehr herzlichen Begrüßung gehen wir wieder zum Unterricht. Die Lehrveranstaltungen, an denen wir teilnehmen, sind sehr vielfältig: von Latein bis zu Naturwissenschaften. Besonders interessant fanden wir den Physikunterricht - das ist auch für uns selbst überraschend, weil Physik für viele Teilnehmer an diesem Austausch ein Hassfach ist. Diese Unterrichtsstunde gefiel besonders gut den Schülern der Klasse 3g - sie hatten eine einzigartige Gelegenheit, ihre Kenntnisse über Elektrizität zu überprüfen. Obwohl der Unterricht auf Deutsch durchgeführt wurde, kam uns alles viel klarer als in Polen vor . Nach der Schule besichtigen wir die Stadt. Herr August Heuel, der Reiseführer, überzeugt uns davon, dass Warburg die schönste Stadt ganz Westfalens ist. Er hat Recht. Mit angehaltenem Atem hören wir die Erzählung über den Kampf zwischen den Neu- und Altstädtern und bewundern gleichzeitig die hübsch restaurierten Fachwerkhäuser. Die Geschichte ist immer viel interessanter, wenn wir ihre Zeugnisse mit eigenen Augen sehen können. Nach dem Stadtbummel kommen wir zurück in die Schule, um zu Mittag zu essen. Echt deutsche Eierspätzle schmecken ja lecker in dem Gebäude des 17. Jahrhunderts. Danach besuchen wir TOLGES - eines der größten Warburger Unternehmen, das verschiedene Produkte aus Kunststoff herstellt. Polyäthylen, Polypropylen, Polystyrol... Habt ihr gewusst, dass Plastik so viele Namen hat?! Nun haben wir frei. Nachdem wir uns zu Hause ausgeruht haben, gehen wir zur Oktoberwoche - sie ist das größte alljährliche Fest der Stadt. Karussellfahrten, Riesenrad und Lebkuchenherzchen machen uns große Freude. Wir haben sehr viel Spaß. Dauerte dieser Austausch doch ewig!

4. Tag -(der 5. Oktober)
Wir gehen noch mal in die Schule und werden noch mal überrascht. Mathematik - voller Schock! Der deutsche Lehrplan ist dem polnischen um mindestens zwei Jahre voraus. Und wir hatten uns als kleine Genies gefühlt! Nach dem Unterricht treffen wir uns zusammen mit Frau Ewa Wideñska und Frau Dorota ¦pionek auf dem Schulhof und machen uns auf den Weg zum "Rathaus Zwischen den Städten", das nach der Vereinigung der beiden Teile von Warburg erbaut wurde. Dort werden wir vom Bürgermeister selbst begrüßt. "Es freut mich, dass schon die Schüler mit diesem Austausch die Freundschaft zwischen den beiden Völkern fördern", sagt Herr Michael Stickeln. Danach nehmen wir an einer "Fotosession" für die lokale Presse teil. Es ist wirklich sehr angenehm, wenn wir jeden Tag sehen, dass die Mitglieder der hiesigen Gemeinde sich auf den Austausch zwischen unserer Schule und dem Marianum vorbereitet haben und uns wie einer offiziellen Delegation gegenübertreten. Wir werden von jedem sehr herzlich begrüßt. Die Gastlichkeit könnte zweifellos auf der Liste des Nationalerbes Deutschlands eingetragen werden. Wir gehen noch zum Museum "Am Stern", wo wir die Geschichte der Stadt erkunden. Das ist schon der letzte Programmpunkt für heute.

5. Tag - (der 6. Oktober)
Die Mehrheit beginnt den Tag mit einer Sportstunde. Anschließend haben wir noch zwei Stunden Unterricht, danach kommt der Höhepunkt unseres Aufenthalts in Warburg: wir werden als Fußgruppe beim 62. Oktoberwochenumzug mitmachen. Unter dem Leitsatz "Schule bewegt sich" zeigt das Gymnasium Marianum seinen internationalen Charakter. Zwei Austauschschüler stehen zusammen an der Spitze: einer aus Polen, einer aus Deutschland. Während dieser einstündigen Parade gehen wir durch die ganze Stadt. Wir werden von allen mit freundlichem Lächeln begrüßt. Wir fühlen uns wie Superstars - überall sind Blitze und Kameras zu sehen. Wir amüsieren uns sehr gut. Die Zuschauer sind der Meinung, dass dieser Umzug einer der besten der letzten Jahre ist. Den Tag beenden wir auf der Oktoberwoche - nochmal gibt es eine Menge Lächeln, Karussellfahrten und Leckereien. Wäre doch jeder Tag so schön wie heute!

7. Tag - (der 8. Oktober)
Heute besuchen wir das Gymnasium Marianum zum letzten Mal. Morgen erwartet uns leider die Rückfahrt nach £ód¼. Wir sind traurig, aber unsere deutsche Kameraden haben einen Grund zur Freude: In Nordrhein-Westfalen beginnen heute die Herbstferien. Sie haben zwei Wochen süßes Nichtstun vor sich und wir fangen am Montag wieder mit den Tests und Hausaufgaben an. In allem Bösen steckt aber ein guter Kern ;-) Nach der Schule machen wir eine Wanderung zum Gipfel des Desenbergs - das ist ein erloschener Vulkan, der einen wunderschönen Blick auf Warburg bietet. Es gibt leider einen Nachteil: den Weg. Er ist sehr anstrengend. Wir trinken flaschenweise Mineralwasser. Wir beneiden unsere Austauschschüler wegen ihrer wunderbaren Kondition. Nach 90 Minuten erreichen wir die Spitze. Die Ansicht ist wirklich atemberaubend. Schüler der lokalen Berufsschule haben für uns einen kleinen Imbiss vorbereitet. Sie haben sich selbst um die bilingualen Schilder mit den Namen der Gerichte gekümmert! Das war eine schöne Überraschung! Leckeres Essen und der schöne Blick haben uns die Kraft für den Rückweg nach Warburg gegeben.

8. Tag - (der 9. Oktober)
Das ist schon der letzte Tag unseres Aufenhaltes in Warburg. Unser Bus fährt erst um 23 Uhr ab, also können wir diesen Tag noch mit unseren deutschen Freunden verbringen. Viele von uns besuchen heute Kassel - eine Stadt in Nachbarbundesland Hessen. Dort befinden sich das klassizistische Schloß Wilhelmshöhe - ehemaliger Sitz der hessischen Fürsten, Ende des 18. Jahrhunderts - sowie ein Landschaftspark, der international insbesondere durch die Kasseler Wasserspiele, den Herkules und die Löwenburg bekannt ist. Auf der Spitze des Berges, auf dem der Park gelegen ist, gibt es eine Fernsicht auf die Stadt. Die Stadt Kassel ist auch ein Kulturzentrum: Wir können das Grimm-Museum besuchen und uns die Andenken an die Schriftsteller ansehen, Meisterwerke in der Gemäldemalerie anschauen oder in die Kunsthalle Fridericianum gehen. Die ist besonders interessant. Den Abend verbringen wir alle zusammen in Warburg. Wir gehen natürlich zur Oktoberwoche. Die beleuchtete Stadt sieht besonders hübsch aus. Um 21 Uhr treffen wir uns vor dem Warburger Bahnhof. Wir fallen einander in die Arme. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass wir uns so wohl fühlen würden. Unsere deutschen Freunde haben wirklich ihr Bestes gegeben!

Marcin Jerzewski, Klasse III G